Einsamkeit
Administrator 31 Dez : 16:37
Sie kennt keine Altersgrenzen und keine sozialen Schranken.

Sie kennt keine Altersgrenzen und keine sozialen Schranken. Sie kennt keine Jahreszeit
und hat keine Dauer: Die Einsamkeit.
Sie nistet sich „über Nacht“ in das Leben ein. Ihr Kommen hat vielerlei Gründe. Sei es der
Tod eines nahestehenden Menschen, eine Trennung, der Verlust des Arbeitsplatzes, der
Umzug in eine fremde Stadt, aber selbst Veränderungen im gewohnten Lebensablauf, des
sozialen Umfeldes, können Auslöser sein. Auch Alkoholsucht kann in die Einsamkeit
führen. Dies machte uns Pfarrer Hermann Bednarek deutlich, der jetzt einmal wieder
willkommener Gast in unserer Gruppe war und über dieses Thema referierte, auch wenn
es der letzte Gruppenabend vor dem Weihnachtsfest war und man eher an besinnlichere
Themen denkt. Aber gerade zu so solch einem Fest, kann die Einsamkeit mit Macht
kommen. Einsamkeit ist ein Hilferuf. „Du fehlst mir“, drückt der Ruf aus. Einsam kann der
Mensch dabei selbst auch im Kreis der Familie, von Freunden, oder von Arbeits- und
Vereinskollegen sein. Einsamkeit ist eine Lebenskrise. Sie bedeutet Rückzug,
Verweigerung, fehlende Empathie, Loslösung vom Gewohnten. Klar kann es schön sein,
endlich einmal für eine gewisse Zeit seine Ruhe zu finden, abzuschalten, um nur mit sich
zu sein, um zu tun, was man will. Nicht den Ansprüchen Dritter zu genügen. „Aber der
Mensch ist nicht dazu geschaffen allein zu sein“, ist schon in der Genesis nachzulesen“,
so Pfarrer Hermann Bednarek. „Der Mensch wird durch andere Menschen zum Mensch“,
fügte er hinzu. Wenn der Gegenüber fehlt, fehlt ein Spiegelbild, um Gefühle
wahrzunehmen. Sie verkümmern und schnell kommt es zum „sich einkapseln“, das bis hin
zu physischen Folgen führt. Hier hilft es, ein wachsames Auge auf die eigene Gefühlswelt
zu haben, einen Gesprächspartner zu finden, der einfach einmal nur zuhört. Sich öffnen,
selbst aktiv werden, kann aus der Krise führen, bevor sie übermächtig wird und jeden
Schritt lähmt. Hier kann auch eine Gruppe Hilfe bedeuten, um zu wissen „ich bin nicht
allein!“ Der erste Schritt ist, wie bei der Alkoholsucht, der wichtigste. Erst dann kann die
Einsamkeit bewältigt werden.
Gummersbach-Dieringhausen, im Dezember 2018